Für die gezielte Beeinflussung eines technischen Vorgangs
ist zunächst ein grundlegendes Verständnis der
Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge bei dem Vorgang nötig. Um
dies zu erlangen, sollten einem physikalisch-technische Analysen
"locker von der Hand" gehen.
Ein nur qualitatives Verständnis von dem Vorgang reicht jedoch
nicht aus, um ein bestimmtes Wunschverhalten bei dem Vorgang durch
gezielte Eingriffe möglichst genau zu erreichen. Das qualitative
Verständnis muss zu einer hinreichend genauen quantitativen
Vorstellung über den Vorgang in Form von Funktionsausdrücken
und Gleichungen weiterentwickelt werden. Die zugehörige "Welt
der Mathematik" sollte einem also auch "liegen".
Da die Steuerungs- und Regelungstechnik ihre Konzeptionen dann auf
der Basis bestimmter Klassen von mathematischen Modellvorstellungen
über technische Vorgänge entwickelt hat, ergibt sich, dass
eine bestimmtes Eingriffskonzept in gleicher Weise bei scheinbar
ganz unterschiedlichen technischen Vorgängen das gewünschte
Beeinflussungsziel erreichen kann; die Vorgänge müssen
dazu nur dieselbe mathematische Modellstruktur aufweisen. Daraus
resultiert jedoch, dass Steuer- und Regelkonzepte für
Vorgänge zunächst relativ abstrakt anhand der zugehörigen
mathematischen Modelle entwickelt werden; die konkrete technische
Umsetzung erfolgt erst in einer späteren Phase. Diese Arbeitsweise
setzt aber voraus, dass man von einem konkreten technischen Vorgang
weg zu formaleren mathematischen Modellen abstrahieren und auch in
abstrakten Strukturen denken und entwickeln kann. Gut strukturierte
und durchdachte Problemlösungen sind lange vor der praktischen
Ausführung "mit dem Schraubenschlüssel in der Hand"
(wenn überhaupt !) gefragt. Diese Vorgehensweise, erst zu denken
und dann zu basteln, sollte ebenfalls dem eigenen Naturell entsprechen.